Gewalt im Pflegedienst und in der Notfallmedizin

Gewalt gegen Pflegekräfte ist leider häufig noch ein Tabuthema

Das es in Notaufnahmen oder Notfallambulanzen aufgrund von Alkohol- und Drogenmissbrauch leicht zu körperlichen Angriffen kommen kann ist gut nachvollziehbar. Aber im Pflegealltag einer stationären Einrichtung oder eines ambulanten Pflegedienstes? Tatsächlich sind die Mitarbeitenden hier durchaus häufig verschiedenen Formen von Gewalt ausgesetzt und müssen aufgrund der hohen Verantwortung und des besonderen Vertrauensverhältnisses situationsgerecht damit umgehen.

Eine junge Pflegekraft unterstützt einen alten Mann beim Aufstehen aus einem Rollstuhl der sich dabei mit dem Arm an ihren Schultern abstützt

Gewalt gegen Pflegekräfte

Das Erleben von emotionaler, verbaler oder körperlicher Gewalt kann Pflegekräfte stark belasten. Beispiele für alltägliche Situationen in denen die Gefahr einer Eskalation droht oder in denen das Setzen von Grenzen notwendig ist:

  • Belästigung durch Patienten im Rahmen der Körper-/Intimpflege
  • Belästigung durch Patienten durch unangemessene Berührungen oder Festhalten bei notwendiger Hilfestellung
  • Konflikte durch das Einfordern oder die Verweigerung von Leistungen/Hilfestellung
  • Konflikte mit Betreuungspersonen/Familienmitgliedern z.B. aufgrund von Unzufriedenheit mit den Pflegedienstleistungen bis hin zu Mißbrauchsvorwürfen
  • Eingreifen bei Aggression zwischen Bewohnerinnen oder Bewohnern
  • Belästigung oder Bedrohung durch Nachbarn oder fremde Personen vor oder nach Betreten der Wohnung eines Pflegebedürftigen, häufig auch bei Dunkelheit am frühen Morgen oder in den Abendstunden

Schwester in der Notaufnahme wird von Patient angegriffen

Gewalt in der Notfallambulanz

Beschäftigte in der Notfallmedizin betrachten das regelmäßige Erleben von Gewalt vielfach als „Teil des Jobs“. Neben den unmittelbaren Folgen von seelischen und körperlichen Verletzungen kann es zu Angst, Frustration und zur Abkehr vom Beruf kommen. Beispiele für belastende und möglicherweise gefährliche Situationen sind:

  • Provokation oder verbale Auseinandersetzung mit (Gruppen von) Begleitpersonen
  • Körperliche Angriffe durch orientierungslose nach Bewusstlosigkeit
  • „unbeabsichtigte“ Angriffe durch Panikreaktionen
  • Beschimpfungen und Beleidigungen im Rauschzustand
  • Angriffe von schmerzunempfindlichen Patienten durch Drogen oder Medikamentenmissbrauch

Mitarbeiter aus der Pflege und Verwaltung stehen als Team gemeinsam. Alle lächeln zufrieden und entspannt.

Unsere Ausbildungen machen ihr Personal (selbst)sicherer und zufriedener.

Gerne gehen wir nach einem Vorgespräch individuell auf ihre Bedürfnisse und Erfahrungen ein und berücksichtigen vorliegende Arbeitsanweisungen, einen bereits existierenden Verhaltenskodex und die rechtlichen Voraussetzungen. Themenfelder in den Kursen sind z.B.

  • Deeskalationsstrategien und fachgerechte „gewaltfreie Kommunikation“
  • Einfache Befreiungs- und Festsetzungstechniken zur Selbstbehauptung bei Kontaktangriffen
  • Einzelne Nervendruckpunkttechniken (kontrollieren ohne zu verletzen)
  • Nothilfe für angegriffene Kollegen und Kolleginnen oder andere Personen
  • Rollenspiele und Szenarien (z.B. Übergriffe am Pflegebett durch Umklammerungen)

Andreas Schumann, Inhaber des APS-Institut lächelnd mit Brille und blauem Hemd als Ansprechpartner für B2B Kurse in Unternehmen und Behörden
Pflegekräfte stehen unter enormer psychischer Belastung

Eine Pflegekraft ist täglich sowohl körperlich als auch mental extrem gefordert. Nicht nur, dass sie sich häufig mit Krankheit und Tod konfrontiert sieht. Auch Angehörige teilen häufig ihre Ängste mit Ihnen. In der Corona Pandemie ist die emotionale Belastung noch einmal stark angestiegen. Schon der übliche Zeitdruck und Personalmangel kann in Verbindung mit den anderen Herausforderungen zu Angst, Schlaflosigkeit, Stress und Depressionen führen. Konflikte und Gewalterfahrungen erhöhen das Risiko  auf Kosten der Gesundheit der Pflegenden noch einmal. Gerade in diesem Bereich können durch passende Trainings Ängste bereits im Vorfeld abgebaut werden. Auch mögliche „Überreaktionen“ bei einer unkontrollierten Abwehr oder Befreiung werden vermieden. Die Beschäftigung mit möglichen Situationen und das Wissen damit umzugehen fördert Ruhe, Stärke und Selbstvertrauen.

Quellen: Studie der medizinischen Fakultät der Universität Augsburg zur psychischen Belastung für Pflegepersonal durch Covid-19, BKK Gesundheitsreport 2019